Kleine Postgeschichte von Bottrop

Auf einer "Post-Carte durch gantz Teuschland", von J.P. Nell 1714 bei Homann in Nürnberg gedruckt, ist zwischen der Ruhr und der Lippe der Ort "Botterup" eingezeichnet. Gemeint ist damit eine Poststation der Thurn- und Taxischen Reichspost, die 1701 in Bottrop eingerichtet wurde und an der Strecke von Münster nach Düsseldorf bzw. Pempelfort lag. Die Existenz dieser Reitpost lässt sich auch in einer Urkunde aus dem Fürst Thurn und Taxis´schen Zentralarchiv in Regensburg nachlesen.

Die im Jahre 1723 eingerichtete Wagenpost fuhr allerdings nicht über Bottrop, sondern, von Sterkrade kommend, durch die Kirchhellener Heide (Alter Postweg) und Kirchhellen weiter nach Dorsten.

Im Siebenjährigen Krieg wurde die Reitpost Münster-Düsseldorf eingestellt. Die dann ab 1764 neu eingerichtete Strecke der Reitpost verlief von Münster über Marl und Essen und ließ Bottrop westlich liegen. Es gilt als sicher, dass sowohl von der Wagenpost (von Sterkrade aus) als auch von der Reitpost (von Essen aus) die nach Bottrop beorderten Briefsachen per Boten expandiert wurden.

Dank des Bottroper Bürgermeisters Tourneau wurde 1833 durch den Gastwirt Johann Jakob Demond eine Königlich-Preußische Briefsammelstelle in Bottrop eröffnet.

Schon 1832 setzte der Bürgermeister Tourneau durch, dass die Wagenpost über Bottrop verlief. Wegen der in Bottrop geringen Nachfrage befuhren die Postwagen aber schon wenige Tage später wieder die bisherige Tour über den "Alten Postweg". Schließlich lag ja an ihm (in geringer Entfernung) die Anthonyhütte. Dort stiegen Holz- und Eisenhändler ab und brachten mehr Verdienst.

Mit der 1847 erfolgten Inbetriebnahme der Eisenbahn zwischen Deutz und Hamm war die große Zeit der Personenpost in diesem Gebiet zu Ende. Es verkehrte zunächst nur noch eine Personenpost als Zubringer zur Eisenbahn zwischen Dorsten und Oberhausen über Bottrop.

Dem Johann Jakob Demond wurde ein sogenannter Fingerhutstempel übergeben, der in der Umschrift den Ortsnamen Bottrop, darunter den Einlieferungstag und darunter den Monat anzeigte. Diese Art der Stempel war zwischen 1833 und 1850 im Verkehr.

Später (1850 - 1867) trug ein Stempel die "Postleitzahl" 168 für Bottrop.

Ab 1850 bis 1865 trug der Poststempel im Rechteck wieder den Ortsnamen Bottrop, dazu das Datum. Von 1886 an wurden die Rundstempel (in verschiedenen Varianten) genutzt.

Am 1. Dezember 1845 kündigte Johann Jakob Demond mit der Begründung, dass das Einkommen durch die Post zu gering sei. Für den Postbetrieb in Bottrop wurde es nun schwierig, weil "kein anderes passendes Individuum ermittelt werden konnte", das für 60 Taler Jahresgehalt diesen Posten übernehmen wollte. Schließlich wurden "Schreibe- und sonstige Fähigkeiten" verlangt, die zur damaligen Zeit nicht von allen Leuten beherrscht wurden. Die Vergabebedingung für die Bottroper Briefsammelstelle lautete denn auch:

1. Der Briefsammler bekommt monatlich 5 Taler, bezieht die üblichen Prokuragebühren und die des Portokontos sowie die Briefbestellgelder.

2. Er muss auf eine Entschädigung für Büro, Schreibmaterialien, Feuer, Licht usw. sowie für einen Briefträger verzichten.

3. Er muss den gewöhnlichen Abzug von 1 Prozent von seiner Besoldung zahlen.

4. Eine anständige, möblierte und beleuchtete Postpassagierstube halten, eine Kaution von 50 Talern bar deponieren, welche ihm aber mit 4 % verzinst wird und außerdem auf alle Ansprüche auf Pension verzichten.

5. Ferner muss er 6 Monate vorher kündigen, wenn er aus diesem Verhältnis heraustreten will.

Nach einigem Hin und Her übernahm der Sohn des bisherigen Briefsammelstellenleiter, Johann Demond, die Nachfolge.

Eine von Johann Demond 1847 erstellte Statistik über Postbewegungen in Bottrop zeigt, dass in diesem Jahr

9 230 Briefe und 644 Pakete ankamen und zugleich
9 431 Briefe und 328 Pakete abgingen.

Die Einnahmen an Postgebühren betrugen 723 Taler, 9 Silbergroschen und 3 Pfennige.

Bedenkt man, dass zu dieser Zeit in Bottrop nur etwa 3000 Menschen lebten, so weisen diese Zahlen doch auf angeregte Privat- und Geschäftsverbindungen hin.

Im Jahr 1865 erhielt Bottrop seinen ersten Briefkasten. Er wurde an der Boyer Schule angebracht, weil die Kinder des am weitesten vom Dort entfernten Ortsteils ja täglich zur Schule mussten und die mitgebrachten Post in den Briefkasten einwarfen.

Ab 1854 bis 1876 versah dann der Postexpediteur Körntgen in Demons Haus am Altmarkt den Postdienst.

Im Jahr 1873 wurde die Emschertalbahn zwischen Sterkrade und Wanne eröffnet. Bottrop wurde mit dem Bahnhof Bottrop-Süd angeschossen. Gleichzeit wurde Bottrop damit in die Reihe der "Eisenbahnpostanstalten" eingegliedert, weil das Bahnpersonal über "Briefkartenschlüsse" Post weiter transportierte.

Das Kapitel Postkutsche wurde 1879 für Bottrop abgeschlossen, als die Eisenbahn Duisburg-Quakenbrück fertiggestellt wurde.

Ab 1876 leitete der Postverwalter Wegner das Postamt Bottrop und begann mit der Einrichtung der beiden neuen Postdienststellen in Lehmkuhle (am 1.4.1883) und Batenbrock (am 1.5.1891).

Durch den Seit 1856 in diesem Gebiet aufkommenden Bergbau war die Bevölkerungszahl und damit auch der Postverkehr stark angestiegen.

Mit der Amtsübernahme des Postverwalters Wegner zog das Postamt zur Hochstraße 35 in ein Mietpostgebäude, das aber bald auch nicht mehr den Anforderungen entsprach. Auch ein vom Gastwirt und Bäckermeister Adolf Trifterer neben der Ev. Martinskirche am Altmarkt erbautes Mietpostamt erreichte nach einiger Zeit nicht mehr aus. Schließlich wurde im Jahre 1899 an der Osterfelder Straße 16 ein größeres Hauptpostamt gebaut und eröffnet. Mit dem 1924 am heutigen Berliner Platz eröffneten Hauptpostgebäude und seinen nach und nach eingerichteten Außenstellen ist Bottrop heute postalisch gut versorgt.

Literaturangaben
Menke, J. (1933)
Aus Bottrops Vergangenheit, Verlag W. Postberg, Bottrop.
Fleitmann, W.J. (1985)
Die Postgeschichte von Bottrop und Kirchhellen. Beiträge zur Bottroper Geschichte, Heft 7, herausgegeben von der Historischen Gesellschaft Bottrop e.V.
Belege aus der Bottroper Heimatsammlung von Reinhard Kamps.


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